Visuelle Kommunikation findet immer und überall statt. Von morgens bis abends sind wir
von ihr umgeben: Werbebanner und -spots ploppen auf Websites auf, Plakate pflastern
unseren Weg, wohin wir auch gehen. Nicht selten fühlen wir uns von der Flut an Bildern
und Informationen überschwemmt. Die logische Schlussfolgerung ist jedoch nicht,
deshalb mehr auf Text zu setzen, um Konsumenten der Werbung visuell zu entlasten.
Ganz im Gegenteil: Wer in der heutigen Zeit bestehen will, muss sich zwingend mit
visueller Informationsvermittlung auseinandersetzen und die passende
Kommunikationslösung für seine Marke finden. Dabei lässt es sich auch vermeiden, Teil
der alles überschwemmenden Welle der Werbung zu werden, die Betrachter auf lange
Sicht in ihrer Bereitschaft, visuelle Botschaften aufzunehmen, nur immer mehr
abstumpfen lässt.
Auf Wellen surfen, statt unterzugehen
Beim Begriff „Visuelle Kommunikation“ werden viele als Erstes an Werbefotos lächelnder
Menschen oder bunte Illustrationen auf Verpackungen denken. Bricht man den Begriff
auf seine konkrete Bedeutung herunter, wird klar, dass es viel mehr sein kann als das.
Visuelle Kommunikation findet immer dann statt, wenn Informationen mithilfe visueller
Elemente übermittelt werden. Fotos und Illustrationen sind nur zwei visuelle Elemente,
darüber hinaus bieten sich auch Farbe, Schrift und Formen an. Sich visuelle mitzuteilen,
muss also nicht zwangsläufig bedeuten, Werbeflächen mit lächelnden Models zu
überladen. Genau diesen Fehler begehen viele, die in ihren Überlegungen zum
Erscheinungsbild ihrer Marke nicht weit genug gehen. Wer diesen Weg wählt, geht unter
in einem Meer aus Konkurrenten, die allesamt die gleiche Strategie verfolgen. Es mag
sich sicher anfühlen, auf das typische Bild des zufriedenen Kunden zurückzugreifen,
macht die Positionierung als einzigartiges Brand allerdings um einiges schwieriger.
Schon mit der Wahl der richtigen Farben und der durchdachten Anordnung grafischer
Elemente lässt sich ein einprägsames Äußeres erschaffen. Visuelle Kommunikation setzt
sich aus zwei Komponenten zusammen: Kommunikationsdesign zum einen, also dem
inhaltlichen Design einer Botschaft (ihrer Aussage), und Grafikdesign zum anderen,
sprich der visuellen Aufbereitung der Botschaft (ihr Aussehen). Grafikdesign kann
definitiv mehr, als ein Logo und einen Werbespruch auf ein Stockfoto zu klatschen. Was
letztendlich die für die Zielgruppe relevante und funktionierende Kommunikationslösung
ist, hängt natürlich von der jeweiligen Marke ab. Kunden eines Fashion Brands haben
einen anderen Anspruch an dessen Werbung als Leser an die Anzeigen eines
wissenschaftlichen Verlages. Aber ganz gleich, an welche Zielgruppe man sich wendet,
es bleibt immer extrem wichtig, Informationen visuell aufzubereiten.
Der visuelle Alleskönner
Es gibt viele Vorteile, die für die visuelle Kommunikation sprechen. Einer der größten ist
zweifelsohne die Zeitersparnis. Das menschliche Gehirn verarbeitet visuelle Elemente
60.000-mal so schnell wie bloßen Text. In unserer heutigen Zeit, in der alles immer
schneller gehen muss und die Aufmerksamkeitsspanne zunehmend kürzer wird, ist die
Zeit, die der Betrachter braucht, um eine Botschaft aufzunehmen, also ein
entscheidender Faktor.
Die bildliche Darstellung von Informationen trägt außerdem dazu bei, Missverständnisse
zu verhindern. Möbel zusammenzubauen, kann an sich schon schwerfallen. Müsste man
es dazu noch mit einer Anleitung tun, die nur aus Text besteht und keinerlei erklärende
Bilder enthält, würde die Frustration ins Unermessliche steigen. Dieses Beispiel führt
uns direkt zum nächsten Vorteil.
Visuell können Informationen auch komplett sprachunabhängig kommuniziert werden.
Ikea benutzt in seinen Anleitungen häufig gar keine Sprache, sondern erklärt den Ablauf
allein mit Bildern. Piktogramme an öffentlichen Plätzen oder in Einrichtungen wie
Flughäfen und Einkaufscentern machen sich das ebenfalls zunutze. Das ermöglicht
auch nicht nur die internationale Verständigung, sondern kann auch Menschen helfen,
die Lesehürden besitzen.
Bildlich Aufbereitetes wird gerne betrachtet, wenn es gut gemacht ist. Bilder können
Gefühle wie Ruhe, Entspannung oder Freude auslösen, sie können Betrachter zum
Lachen bringen, neugierig machen oder ihren Appetit anregen. Auch an dieser Stelle sei
noch einmal daran erinnert, dass es nicht immer das erstbeste Bild sein muss, dass
einem in den Sinn kommt. Natürlich, wird ein Schokoriegel beworben, will man den
Riegel an sich und das goldene Karamell im Innern sehen – in solchen Fällen ist das
Offensichtliche nicht unbedingt verkehrt. Doch gerade bei Produkten oder Marken, die
diese Offensichtlichkeit nicht zwingend erfordern, lohnt es sich, unkonventionellere
Darstellungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen, wie zum Beispiel das Spiel mit
auffälliger Typografie oder spannenden Farbharmonien. Denn wie gesagt: visuell
bedeutet nicht zwangsläufig Foto oder Illustration.
Nicht nur allein durch die Emotionen, die Visuelles hervorrufen kann, bleibt es länger im
Gedächtnis. Studien haben gezeigt, dass der Menschen von gelesenen Informationen
nur etwa 10 bis 20% in Erinnerung behält, sie also im Kurzzeitgedächtnis abspeichert.
Bilder hingegen gelangen direkt ins Langzeitgedächtnis. Eine Marke, die daraus keinen
Nutzen zieht, macht sich das Leben selbst unnötig schwer.
Eine Sprache, die jeder versteht
Visuelle Kommunikation fand bereits statt lange bevor der Mensch das gesprochene
und geschriebene Wort erfand, was uns die Höhlenmalereien beweisen. Es gibt
unglaublich viele Bilder, die für uns Menschen als kollektive Gemeinschaft die gleiche
oder zumindest sehr ähnliche Bedeutung haben, egal auf welchem Kontinent. Ein Wort
hingegen besteht in zahlreichen Versionen verschiedenster Sprachen und manche
Worte existieren in bestimmten Sprachen überhaupt nicht. Visuelle Aufbereitung ist also
der sicherste Weg, um eine Botschaft möglichst klar verständlich und möglichst weit in
die Welt hinauszutragen und sich durch sie in den Köpfen der Menschen zu verewigen.