Künstliche Intelligenz im Design – Fluch oder Segen?

Künstliche Intelligenz im Design – Fluch oder Segen?

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Sandra Märker

Für viele von uns ist Künstliche Intelligenz (KI) ein abstraktes Thema. Dabei begegnen wie ihr schon länger im Alltag, ohne sie bewusst wahrzunehmen, sei es in Form von selbstfahrenden Autos, Navigationssystemen oder Chatbots im Kundenservice. KI schreibt Geschichten, produziert Filme und generiert Bilder. Kein Wunder, dass sie jetzt auch im Grafik- und Brand Design verstärkt eingesetzt wird. Doch wie genau wird die Zusammenarbeit von Designer*innen und KI in Zukunft aussehen? Und welche Chancen und Risiken ergeben sich durch diese neuen Technologien? Wir haben uns für euch angeschaut, wie KI-Tools die Kreativbranche beeinflussen.

Was können KI-Designtools?

Unter Künstlicher Intelligenz versteht man die Fähigkeit von Maschinen, insbesondere Computersystemen, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren. Dabei kommen Lernalgorithmen zu Einsatz, die menschliche Intelligenz simulieren, um in kürzester Zeit anspruchsvolle Probleme zu lösen. Der große Vorteil solcher Systeme ist, dass sie schnell große Datenmengen verarbeiten und automatisch Muster und Trends analysieren können, um eine Vielzahl maßgeschneiderter Vorschläge zu liefern. So kann KI bei der Ideenfindung und Erstellung von Designentwürfen helfen, indem sie tausende Varianten einer einzigen Idee generiert. Auch andere einfache Aufgaben, wie das Entwerfen von Standard-Layouts anhand von festgelegten Parametern, kann von KI-basierten Tools übernommen werden. So nutzt DHL bereits ein KI-basiertes Designtool namens „Layout Creator“, das DHL-Mitarbeiter*innen weltweit befähigt, einfach und intuitiv Layouts zu erstellen. Dadurch profitiert DHL von einem konsistenten Markenauftritt, der unabhängig von Agenturen ist. Aber nicht nur im Layout, auch bei der Logoentwicklung, im Webdesign oder bei der Auswahl von Farbpaletten können KI-Tools hilfreich sein. Indem sie lästige Fleißaufgaben übernehmen, erlauben sie es Designer*innen, sich stärker auf kreative Ausgaben zu konzentrieren und verschiedene Ideen auszutesten, die durch manuelles Bearbeiten zu viel Zeit in Anspruch nehmen würden. Auch für Menschen, die eine tolle Idee umsetzen möchten, aber gestalterisch ungeübt sind, dürfte Künstliche Intelligenz eine gute Option sein. Als rein kreatives Tool können KI-basierte Text-zu-Bild-Anwendungen wie Midjourney oder DALL-E 2 sogar Kunst schaffen, indem sie anhand von Texteingaben eigenständig Bilder kreieren und dabei bekannte Mal- und Designstile verblüffend gut nachahmen. Ein weiteres Potenzial der KI liegt in der Personalisierung von Inhalten und Prozessen, was wiederum die User Experience der jeweiligen Anwendung deutlich verbessert. So entwickelte Adobe das KI-gesteuerte Tool „Sensei“, das individuell aus den Gewohnheiten seiner Nutzer*innen lernt und anhand deren Vorlieben Bearbeitungsvorschläge erstellt, was den Workflow enorm beschleunigt.

Generatives Design: Chancen und Risiken

Vor allem im Produktdesign, aber auch im Kommunikationsdesign ist generatives Design jetzt schon allgegenwärtig. Dabei handelt es sich um einen KI-basierten Entwurfsprozess, bei dem das Design durch einen Algorithmus erzeugt wird, der anhand von Parametern mögliche Designvarianten berechnet. Dadurch eignet sich generatives Design besonders gut für ein visuelles Brainstorming, zum Beispiel um den idealen Look für eine Brand zu finden. Auch die Kombination verschiedener Stile ist hier möglich. Im Brand Design können so ohne großen Aufwand viele Varianten eines Brandings erstellt werden, um es an verschiedene Länder, Kulturkreise oder Zielgruppen anzupassen.

Trotz aller Chancen, die Künstliche Intelligenz ihnen bietet, sollten Designer*innen sich der Schwachstellen bewusst sein, die diese Technologien aufweisen. Ganz abgesehen davon, dass viele KI-Designtools noch nicht ausgereift sind, haben sie den großen Nachteil, dass es ihnen an Kreativität, emotionaler Intelligenz und menschlichem Einfühlungsvermögen fehlt. Aufgrund der verwendeten Informationsquellen können sie voreingenommen sein und die Eigentumsrechte an ihnen sind noch nicht zufriedenstellend geklärt. Die Befürchtung der KI-Kritiker, sie werden Designer*innen und Kreative arbeitslos machen, wird sich also vorerst nicht bewahrheiten, denn menschliche Soft Skills wie Originalität und soziale Kompetenz bleiben unersetzlich.

Fazit

Letztendlich können KI-Tools zu einem wichtigen Bestandteil des Designprozesses werden, aber sie sind keine Komplettlösung: Wir sollten sie als nützliches Werkzeug betrachten, das bestimmte Designprobleme für uns löst. In Zukunft müssen wir uns intensiv mit KI auseinandersetzen, um zu lernen, wie wir sie optimal einsetzen, ohne Angst zu haben, von ihr verdrängt zu werden.

Sandra Märker

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