Mit Farben gezielt kommunizieren

Mit Farben gezielt kommunizieren

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Loki Preußner

Das Gelb-Orange des Tigers im ansonsten grünen Djungel, das Rot des Fliegenpilzes neben den braunen Steinpilzen – die Bedeutung von Farben und ihre Wirkung auf den Menschen, sind seit Urzeiten ins uns verankert. Während vieles, wovor sich unsere Vorfahren in Acht nehmen mussten, heute keine Gefahr mehr darstellt, bleiben diese Warnfarben aber nach wie vor aktuell: rote Stoppschilder, orangefarbene Warnwesten oder gelbe Warndreiecke. Zudem lösen Farben mitunter weltweit die gleichen Assoziationen aus, etwa blau als kalte Farbe, die uns an Eis und Winter denken lässt, oder gelb als warme Farbe, die für Sonne, Sommer und Strand steht. Farben beeinflussen Menschen nachhaltig auf verschiedenste Weisen, weshalb sie im Prozess des Brand Buildings stets eine entscheidende Rolle spielen sollten.

Farben werden immer im Kontext gelesen

Weltweit ist blau die häufigste Lieblingsfarbe von allen. Nicht umsonst treten viele Unternehmen, die Vertrauen und einen professionellen Eindruck erwecken wollen, mit in blau gehaltenen Corporate Designs auf. Bedeutet das, blau ist die beste Farbe für jede Marke und jedes Produkt? Definitiv nicht. Obwohl es natürlich hin und wieder vorkommt, dass bestimmte Produkte oder Produkt-Editionen gekauft werden, weil die Lieblingsfarbe des Konsumenten involviert ist, spielte die allgemeine Beliebtheit einer Farbe eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist es, sich des direkten Einflusses jeder Farbe auf den Betrachter bewusst zu sein und nicht zuletzt auch des jeweiligen Kontexts. Eine Bank in blau strahlt Sicherheit und Seriosität aus. Eine herzförmige Pralinenschachtel zum Valentinstag würde in blau dagegen eher kalt wirken.

Niemand ist gegen Farben immun

Mehr als 83% aller Sinneseindrücke, die wir sammeln, nehmen wir über den Sehsinn auf. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Farben in allen Bereichen unseres Lebens eine solche Macht über uns besitzen. Die Kleidungsfarbe unserer Mitmenschen beeinflusst unser Urteil über sie, die Farbe eines Raumes trägt zu unserem Temperaturempfinden bei, die Hauptfarbe einer FastFood-Anzeige kann unseren Appetit anregen. Egal ob wir rot als Farbe mögen oder nicht, sehen wir es in Zusammenhang mit Essen, läuft uns das Wasser im Mund zusammen. So kann man Farben gezielt verwenden, um im Betrachter die gewünschte Reaktion oder Assoziation auszulösen, noch bevor er sich mit weiterführenden Werbetexten befasst hat. Gerade in der Lebensmittelbranche hat sich grün zu einer Farbe entwickelt, die verlässlich auf den ersten Blick eine ganz bestimmte Assoziation bewirkt: Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit, Bio. In diesem Bereich ist die Farbe schon so eng mit dieser spezifischen Bedeutung verbunden, dass selbst Produkte, die kein einziges Bio-Siegel tragen, Käufer zu der Annahme verleiten können, es handele sich um Bio-Produkte. Diese Form der Manipulation kommt auch immer wieder in anderen Branchen zur Anwendung, etwa in Bezug auf Fast Fashion, und ist ein Aspekt vom sogenannten „Greenwashing“.
Im Idealfall machen sich Brands die Macht der Farben zunutze, ohne ihre Kundschaft hinters Licht zu führen. Für so ziemlich jede Branche und jede Art von Produkt gibt es Farben, die sich in der Vergangenheit bewährt haben, zum Beispiel schwarz, weiß, grau und silber für technische Gerätschaften oder grün für alles, was mit Outdoor und Natur zu tun hat. Bei einigen Marken und Produkten ist es wenig ratsam, von diesen erprobten Konzepten abzuweichen. Ein Bestattungsunternehmen in knalligem Pink fällt zwar auf, erweckt dafür aber nicht den Eindruck, sein Geschäft besonders ernst zu nehmen. Dabei muss man immer bedenken, dass Sinneseindrücke nichts Bewusstes sind. Ein Mensch kann noch so aufgeschlossen und vorurteilsfrei sein, gewisse Dinge sind einfach in uns verankert. Will sich eine Marke dennoch über die klassischen Bedeutungen der Farben hinwegsetzen, um aufzufallen und ein Statement zu machen, muss dabei einkalkuliert werden, dass sich Betrachter aktiv überwinden müssen, diese automatischen Assoziationen beiseitezuschieben. Ist das Konzept gut durchdacht und ausgearbeitet, kann sich eine ungewöhnliche Farbwahl durchaus als Geniestreich erweisen.

Farbe ist ein mächtiges Marketingtool

Farben besitzen die Macht, unsere Stimmung zu verändern, Emotionen auszulösen, Entscheidungen zu beeinflussen und werden mitunter sogar als unterstützendes Mittel zur Behandlung von Krankheiten genutzt. Im Brand Building können sie dabei helfen, Werte zu kommunizieren, bestimmte Zielgruppen zu gewinnen oder sich ganz bewusst von der Konkurrenz abzusetzen. Dafür muss man sich lediglich mit der Farbpsychologie vertraut machen, dann steht der perfekten Farbwahl nichts mehr im Wege.
Loki Preußner

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